Basler Fondsforum 2019
Fonds- und Asset Management-Standort Schweiz: Fit für die Zukunft?
Die Referenten
Jürg Schmid
Thema: Teuer, reguliert, unflexibel. Kann der Standort Schweiz wirklich noch punkten? Tourist und TourismusexperteJörg Gasser
Thema: Finanzplatzpromotion – was macht die offizielle Schweiz? Staatssekretär, Staatssekretariat für internationale FinanzfragenMarkus Fuchs
Thema: Standortpolitische Herausforderung der Schweizer Fonds- und Asset Management-Branche Geschäftsführer Swiss Funds & Asset Management Association SFAMACamille Thommes
Thema: Wie wird ein Fondsstandort vermarktet? – Standortpolitik am Beispiel Luxemburg Director General ALFI, Association of the Luxembourg Fund IndustryDr. Michael Loretan
Stellvertretender Direktor und Leiter Geschäftsbereich Asset ManagementCorinna Wohlfeil
Moderation Leitende Redakteurin und ModeratorinBasler Fondsforum – Asset Management-Standort Schweiz: Auf Stärken setzen
Ist der Fonds- und Asset Management-Standort Schweiz fit für die Zukunft? Zu diesem Thema trafen sich Branchenvertreter am 17. Januar zur 19. Ausgabe des Basler Fondsforums.
Christophe Hefti, Leiter Business Development & Client Relationship Management UBS Fondcenter, begrüsste eine Rekordzahl von über 200 Teilnehmern und spannte zum Thema Herausforderungen für die Schweizer Wirtschaft einen historischen Bogen vom Bau des ersten Gotthard-Tunnels 1882 bis zur Überwindung der Uhren-Krise der 1970er-Jahre durch Innovationen wie z.B. die Swatch-Uhr. Die Schweizer Uhrenindustrie ist auch heute wieder stark gefordert, denn mit Grosskonzernen wie Apple sind in diesem Bereich neue Konkurrenten aufgetaucht.
Wie die gesamte Finanzindustrie befindet sich auch die Fonds- und Asset Management-Branche in einer Umbruchphase. Grund genug, die Lage aus verschiedenen Perspektiven zu analysieren, so Corinna Wohlfeil, leitende Redakteurin und Moderatorin beim Nachrichtensender n-tv, die auch bei diesem Fondsforum durch das Programm führte. Die Basis für den künftigen Erfolg sind erstklassige Dienstleistungen. Doch tut die Branche auch genug, um die Qualität ihrer Arbeit ins rechte Licht zu rücken? Jürg Schmid, langjähriger Direktor von Schweiz Tourismus und somit ein ausgewiesener Experte für Standortmarketing, kam gleich auf Nachteile zu sprechen, mit denen sowohl die Tourismus- als auch die Finanzbranche zu kämpfen haben.
Teuer: Höhere Lohnkosten als in den meisten anderen Ländern sowie der starke Franken machen den Standort weniger attraktiv.
Reguliert: Die Regulierungsdichte ist hoch.
Unflexibel: Die Angst vor dem Fehler treibt die Behörden zur striktesten Umsetzung der Vorschriften.
Jürg Schmid empfahl, sich auf die positiven Eigenschaften der Schweiz wie zuverlässig, unternehmerisch, ehrlich, robust, freiheitsliebend oder authentisch zu fokussieren. Dies sei die bessere Strategie als bestehende Schwächen ausmerzen zu wollen. Eine zentrale Frage, die sich nicht nur im Tourismus stelle, sei «Machen wir es besser oder billiger?» Er plädierte klar für die erste Option und gab den Teilnehmern vier Erkenntnisse des touristischen Standortmarketings mit auf den Weg:
Aufmerksamkeit generieren ist die oberste Aufgabe des Marketings.
Sich eigenständig positionieren und nicht Alles für Alle sein wollen.
Mut zum Preis haben, denn wer nur kommt, weil’s günstiger ist, zieht irgendwann weiter.
Premium-Produkte brauchen mehr Marketing – kreativer, differenzierender und wuchtiger.
Was macht die offizielle Schweiz zur Promotion unseres Finanzplatzes? Unter diesem Titel stand das Referat von Jörg Gasser, Staatssekretär im Staatssekretariat für internationale Finanzfragen SIF. Zur Wahrnehmung der «finanzaussenpolitischen» Interessen der Schweiz gehören seinen Angaben zufolge auch Promotionstouren zusammen mit Vertretern der Branche in ganz bestimmten Ländern. Ebenso wichtig sei ein verlässlicher Rechtsrahmen, erstklassiges Know-how der Behörden sowie kurze Wege in die Verwaltung.
Markus Fuchs, Geschäftsführer der Swiss Funds & Asset Management Association SFAMA, zeigte auf, dass in den vergangenen rund 30 Jahren stets die Performance der Aktienmärkte der Treiber für neue Regulierungen war. So führte z.B. der Technologie-/Internet-Hype Ende der 1990er-Jahre zur Lancierung zahlreicher TMT (Technologie, Medien, Telekom)-Fonds. Als 2000 diese Spekulationsblase platzte, ertönte der Ruf nach besserem Anlegerschutz und ebnete den Weg für die 2004 präsentierte MiFID-Direktive. Markus Fuchs zeigte sich überzeugt, dass die Schweiz auch im Asset Management auf Qualität setzen muss und im Massengeschäft mit seinen tiefen Margen auf Dauer nicht bestehen kann. Als wichtigsten Wachstumstreiber für die Industrie bezeichnete er die demografische Entwicklung, denn infolge der zunehmend älter werdenden Bevölkerung wird die Nachfrage nach Vorsorgelösungen weiter steigen.
Wie ein Fondsstandort erfolgreich vermarktet werden kann, zeigte Camille Thommes auf. Der Direktor des luxemburgischen Investmentfondsverbands ALFI nannte die schnelle Umsetzung von EU-Richtlinien, einen effizienten und pragmatischen Regulator, die Unterstützung durch die Regierung sowie die soziale, politische und fiskale Stabilität des Landes als wichtigste Erfolgsfaktoren.
In der abschliessenden Podiumsdiskussion kamen die Referenten zum Schluss, dass die Schweizer Finanzbranche selbstbewusster auftreten sollte. Und in Sachen Kommunikation müsse man statt aus der Perspektive der Institute zu informieren näher bei den Kunden sein, deren Chancen und Vorteile aufzeigen und das auch mit mehr Emotionen.
Reservieren Sie schon jetzt den 16. Januar 2020. Es lohnt sich, am Jubiläumsanlass «20 Jahre Basler Fondsforum» dabei zu sein.